Streichung der IC-Verbindungen ins Allgäu: Ein Rückschlag für die Region
Statement von Peter Stöferle, Abteilungsleiter Infrastruktur und Mobilität IHK Schwaben
„Dass die Bahn hier die ‚Notbremse‘ zieht, offenbart ein Desaster – für die Bahn und für den Tourismus. Mit dem plötzlichen Aus für die Intercitys nach Oberstdorf verlieren auch Kempten, Kaufbeuren, Immenstadt, Sonthofen und Fischen ihre Fernverkehrs-Verbindungen. Dies wirft das Allgäu allein schon aus touristischer Sicht im Wettbewerb mit anderen Regionen weit zurück, die weiterhin umsteigefrei mit ICE oder IC zu erreichen sind, zum Beispiel Garmisch-Partenkirchen, Bad Reichenhall und Berchtesgaden sowie viele Ziele in Österreich.
Es bedarf nun größter politischer Anstrengungen, dass der Fernverkehr in einigen Jahren, wenn das neue Stellwerk in Oberstdorf in Betrieb gehen soll, tatsächlich wieder aufgenommen wird. Für die Bahn ist Oberstdorf ein betrieblich ‚unbequemes‘ Ziel, weil es – neben Sylt – der einzige Fernverkehrs-Endpunkt ist, der nicht mit E-Loks angefahren werden kann. Hier rächt es sich zusätzlich, dass die seit Jahrzehnten überfällige Elektrifizierung immer noch fehlt.
Die Streichung der IC-Züge Dortmund–Ulm–Oberstdorf und Hamburg–Augsburg–Oberstdorf ist die sichtbare Konsequenz aus viel zu lange unterbliebenen Investitionen in die Strecken im Allgäu. Dass ein Stellwerk wie in Oberstdorf wegen „immenser Kabelschäden“ nicht mehr repariert werden kann, ist zwar ungewöhnlich, aber Stellwerksstörungen kommen auf den Allgäuer Strecken mittlerweile fast wöchentlich vor.
Die Bahn verweist auf ‚flexiblere‘ Anreisemöglichkeiten mit Umstieg in Ulm, Augsburg oder München. Das Umsteigen mit Reisegepäck ist aber unattraktiv und bei den ständigen Verspätungen auf diesen Strecken oft ein Glücksspiel. Bei den Regionalverbindungen mit nun ebenfalls modifiziertem Angebot handelt es sich bei genauer Betrachtung um eine Art ‚Notfahrplan‘.“