Schließung des Sebastianeums
Ich habe aus den Medien erfahren, dass das Sebastianeum in Kürze seinen Betrieb einstellt, die Immobilie ist bereits veräußert worden. Ich darf vorwegschicken, dass ich als der für Bad Wörishofen zuständige Landtagsabgeordnete über diese Art der Informationspolitik außerordentlich befremdet bin. Auch der Mitunterzeichner dieses Schreibens, Bürgermeister a.D. Paul Gruschka, gleichzeitig Mitglied des Stadtrates von Bad Wörishofen zeigt sich hierüber befremdet. Offenbar haben Sie, wenn man den Worten des ersten Bürgermeisters Herrn Welzel glauben schenken darf, auch eine Information des Stadtratsgremiums von Bad Wörishofen widersprochen.
Das Aus für das Sebastianeum ist ein harter Schlag für Bad Wörishofen. Dabei geht es nicht nur um den Verlust einer renommierten Kurklinik. Es geht auch um das Erbe von Sebastian Kneipp, der wie kein anderer mit dem Namen der Stadt verbunden ist und die Grundlage für diese Identitätsstiftende Einrichtung geschaffen hat.
Betriebswirtschaftliche Zahlen und die von Ihnen vorgebrachten wirtschaftlichen Zwänge vermag ich nicht zu beurteilen. Ich habe keinen Einblick in das Betriebsergebnis und die dafür ausschlaggebenden Faktoren. Daher kann ich dies ebenso wenig bewerten wie Ihre Aussage, eine Übernahme durch Dritte sei nicht möglich gewesen. Ebenso wenig vermag ich zu beurteilen, ob die Veräußerung des Betriebsgebäudes sinnvoll oder gar notwendig gewesen ist. Grundsätzlich trifft es natürlich zu, dass ein leerstehender Gebäudekomplex Kosten verursacht, ohne Nutzen zu bringen.
Außerordentlich erstaunt bin ich aber darüber, dass Sie zwar das Engagement Ihrer mehr als 70 Beschäftigten loben, sich aber in keinster Weise in der sozialen Verantwortung dafür sehen, Ihnen zumindest einen vernünftigen Übergang in neue, wohnortsnahe und vergleichbare Arbeitsverhältnisse zu ermöglichen. Sie gehen offensichtlich davon aus, dass die gute Arbeitsmarktlage im Unterallgäu die Sache selbst regelt. Ihr Statement in der Presse, Sie leiten Stellenangebote umliegender Arbeitgeber weiter, ist jedenfalls arg dürftig.
Bei der hier vorliegenden Sachlage hätte sich die Gründung einer Auffanggesellschaft angeboten. Dies dürfte nun nicht mehr möglich sein.
Ich fordere Sie daher auf, zumindest die Gründung einer Transfergesellschaft oder einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft intensiv zu prüfen und nach Möglichkeit auch zu gründen.
Ich stehe Ihnen als Ihr zuständiger Landtagsabgeordneter natürlich auch für ein Gespräch zur Verfügung und biete Ihnen dies ausdrücklich an, wenn schon von Ihrer Seite ein derartiger Impuls nicht kommt. Ich erwarte aber auch, dass Sie die Schließung des Sebastianeums nicht mit einem achselzuckenden Bedauern abtun, sondern wenigstens, wenn schon aus Ihrer Sicht das Erbe von Pfarrer Kneipp nicht so gewichtig war, um eine andere Entscheidung in der Sache zu treffen, die berechtigten Anliegen und Bedürfnisse der Mitarbeiter jetzt in den Vordergrund gestellt werden. Soziale Verantwortung sieht anders aus als das, was Sie öffentlich Kommunizieren.