Felix Franke
Die Initiative daheim! – Betreutes Wohnen zuhause feiert Jubiläum
„Herzlich willkommen!“ So wird Monika Harzheim jedes Mal begrüßt, wenn sie zu Hildegard Endler zur Türe reinkommt.
Die 96-jährige Hildegard Endler lebt schon seit 1984 alleine in ihrer Wohnung. Seit gut vier Jahren wird sie von Monika Harzheim unterstützt. Am Anfang waren es vor allem Gespräche, die Frau Endler wichtig waren. „Bei Frau Harzheim kann ich immer wieder mein Herz ausschütten“, erzählt die aus Gablonz an der Neiße stammende Endler in ihrem immer noch hörbaren Dialekt. Nach und nach kamen dann einkaufen und kleine hauswirtschaftliche Unterstützungen dazu. „Wir haben auch schon gemeinsam böhmische Knödel gekocht.“ ergänzt Monika Harzheim. Auch bei einer Grillparty bei Frau Harzheim zuhause war Frau Endler schon dabei.
Monika Harzheim ist dabei im Auftrag der Initiative daheim! – Betreutes Wohnen zuhause als ehrenamtliche Helferin unterwegs. Die Initiative feiert in diesem Jahr nun ihr 10-jähriges Bestehen. Träger des Angebots ist die städtisch verwaltete Hospitalstiftung zum Heiligen Geist.
Für viele Senioren wie Frau Endler bedeutet diese Initiative eine wertvolle Unterstützung im Alltag, gerade wenn Familienangehörige nicht in der Nähe wohnen. Zwei Mal in der Woche besucht Frau Harzheim Frau Endler und zusätzlich wird sie noch von einem ambulanten Pflegedienst betreut. „Uns ist es sehr wichtig, vernetzt zu arbeiten, um eine bestmöglichste Versorgung der Senioren zu Hause organisieren zu können“, berichtet Simone Schneble. Sie ist die hauptamtliche Koordinatorin der Initiative und erste Ansprechpartnerin. Solange wie möglich in der eigenen Wohnung leben – das ist der Wunsch der meisten Seniorinnen und Senioren. „Der Großteil der Pflegebedürftigen werden zuhause versorgt, hier ist jegliche Unterstützung absolut hilfreich und notwendig,“ so Schneble weiter. Die Initiative daheim! hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, Senioren in ihrem gewohnten Umfeld zu unterstützen, sodass sie auch im Alter möglichst ein selbstständiges Leben führen können. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer wie Monika Harzheim spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie unterstützen die Senioren bei alltäglichen Aufgaben wie Einkäufen, Arztbesuchen, Spaziergängen, kleinen hauswirtschaftlichen Tätigkeiten oder einfach nur da sein für die Senioren und mit ihnen Gespräche führen. Hierfür erhalten die Ehrenamtlichen eine Aufwandsentschädigung.
Diese Besuchsdienste durch die Ehrenamtlichen werden durch die Koordinatorin Mona Schneble organisiert. Mit ihrer Erfahrung als ausgebildete Pflegefachkraft ist sie Ansprechpartnerin bei allen Anliegen rund um die Versorgung. Angefangen bei einem ersten Gespräch in der häuslichen Umgebung wird der Bedarf analysiert sowie das Leistungsangebot individuell angepasst. „Je nach Bedarf suche ich eine Ehrenamtliche bzw. Ehrenamtlichen aus. In den meisten Fällen finde ich auch für jeden Topf den passenden Deckel“, so Mona Schneble. Immer wichtiger wird hierbei auch die Versorgung von Senioren, die von einer Demenzerkrankung betroffen sind. Viele der Ehrenamtlichen haben hierfür eine Demenzhelferschulung gemacht. Bei Vorliegen eines Pflegegrades kann auch über die Pflegekasse der Betroffenen abgerechnet werden. Auch regelmäßige Ausflüge werden durch sie organisiert. „Von der Führung durchs Stadtmuseum bis zur gemeinsamen Fahrt in die Berge waren in den zehn Jahren schon viele schöne Ausflüge dabei“, resümiert Schneble. Ein „Highlight“ ist laut Schneble die gemeinsame Schifffahrt auf dem Forggensee, die jedes Jahr im Herbst ansteht. Für viele Senioren ist das eine willkommene Abwechslung zu ihrem Alltag und fast wie ein kleiner Urlaub. Besonders wichtig ist anschließend immer der Austausch beim gemeinsamen Kaffee und Kuchen.
Mittlerweile werden gut 80 Senioren zuhause durch die Initiative versorgt und circa ebenso viele Ehrenamtliche haben sich für die Aufgabe bei der Koordinatorin gemeldet. Einige sind seit erster Stunde im Jahr 2013 dabei.
„Als ich von der Initiative daheim! erfuhr, wusste ich sofort, dass ich meine Zeit sinnvoll einsetzen möchte“, erzählt Harzheim. „Für Frau Endler bin ich zu einer vertrauten Bezugsperson geworden. Wir haben uns über die Jahre so gut kennengelernt. Wir teilen viele schöne Momente miteinander – und wir lachen sehr viel zusammen,“ fasst Harzheim die gemeinsame Zeit zusammen. Auch Mona Schneble freut sich, wenn sich die älteren Menschen so gut mit den Ehrenamtlichen verstehen. „Es ist immer wieder schön, dass im Rahmen dieser Versorgung über die Zeit hinweg richtige Freundschaften entstehen. Das ist auch mein Anliegen, zu schauen, dass das Verhältnis zwischen Beiden passt“, so Schneble.
„Ich habe nach und nach meine Angehörigen und auch Freunde verloren und bin sehr dankbar, dass Frau Harzheim mich unterstützt und die Sachen übernimmt, die ich alleine nicht mehr kann. Ich war immer sehr selbstständig. Jetzt ist ja die Mona da, ich sage oft zu ihr ‚Du bist mein 6er im Lotto, und dein Mann ist die Zusatzzahl‘,“ sagt Hildegard Endler.
Falls auch Sie sich gerne ehrenamtlich engagieren möchten, können Sie sich gerne bei der Koordinatorin Simone Schneble unter Tel.: 08341-437204 melden.
Monika Harzheim hat ihre Aufgaben erledigt, die beiden waren heute gemeinsam einkaufen. Den Einkaufszettel schickt Hildegard Endler Monika Harzheim sogar manchmal vorher schon aufs Handy per Whatsapp. Es bleibt auch noch Zeit für eine gemeinsame Tasse Kaffee. Dann verabschieden sich die beiden: „Wann kommst du wieder?“ sagt Frau Endler, wie jedes Mal beim Abschied.