Mehr Verträge trotz vieler Krisen. Unternehmen bildeten im Jahr 2022 deutlich mehr aus als im Vorjahr. Kaufbeuren im Minus. Insgesamt bleiben viele Stellen unbesetzt
8.700 junge Menschen haben in Bayerisch-Schwaben im Jahr 2022 eine Ausbildung in einem IHK-Beruf aufgenommen. Das sind 4,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Erstmals seit Beginn der Pandemie zeigt sich damit ein deutlich positiver Trend. „Mit dem Ende fast aller Corona-Beschränkungen hat der Ausbildungsmarkt 2022 neuen Schwung erhalten. Da Jugendliche und Ausbildungsbetriebe besser zueinander fanden, starteten wieder mehr Auszubildende in den Beruf “, sagt Dr. Christian Fischer, Fachbereichsleiter Ausbildung in der IHK Schwaben. Im Allgäu wurden 3.614 Ausbildungsverträge geschlossen.
Damit sind derzeit insgesamt mehr als 20.000 junge Menschen in einem bayerisch-schwäbischen Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistung in Ausbildung. Deutliche Zuwächse gab es im aktuellen Ausbildungsjahr vor allem im Hotel- und Gaststättengewerbe (+ 19.5 Prozent), das sich nach harten Einschnitten in der Corona-Krise allmählich wieder erholt, sowie in der Industrie (+ 9,2 Prozent). Laut IHK-Experte Fischer ist das vor allem auf den sich immer weiter verschärfenden Fachkräftemangel zurückzuführen. „Die Unternehmen tragen trotz der vielfältigen Krisen, mit denen sie zu kämpfen haben, Verantwortung für die Fachkräfte von morgen. Einige wollen ihr Ausbildungsangebot sogar ausweiten.“
Bewerbermangel wird sich weiter verschärfen
Mehr als 4.500 aktive Ausbildungsbetriebe im Bereich Produktion, Handel und Dienstleistung gibt es aktuell in Bayerisch-Schwaben. „Schon heute bleiben bei ihnen viele Stellen unbesetzt“, sagt der Fachbereichsleiter. Aufgrund des demographischen Wandels und sinkender Schülerzahlen dürfte sich das Problem in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Die IHK Schwaben unterstützt die Betriebe mit vielfältigen Beratungsangeboten und wirbt mit ungewöhnlichen Aktionen für die duale Ausbildung, z. B. im Freibad oder in Pop-up-Stores. „Wir wollen die jungen Menschen dort abholen, wo sie sind“, sagt Fischer. Der Ansatz hat zuletzt Wirkung gezeigt.
Auch Spätstarter hatten gute Chancen
Bis zuletzt war viel Bewegung auf dem Ausbildungsmarkt gewesen – ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren bereits abgezeichnet hatte. So wurden schwabenweit seit dem offiziellen Ausbildungsstart im September 2022 bis Ende des Jahres noch 1.500 zusätzliche Verträge geschlossen. „Auch diejenigen, die sich spät für eine Ausbildung entscheiden oder von einer weiterführenden Schule oder Uni in den Beruf wechseln, haben gute Chancen, fündig zu werden“, sagt Fischer. Während diese Situation für die jungen Menschen komfortabel ist, müssen die Unternehmen viel Arbeit investieren. „Wer heute gute Auszubildende finden will, muss um sie werben. Ohne aktives Azubi-Marketing geht es nicht mehr.“
IHK erwartet weiterhin hohe Ausbildungsbereitschaft
Auch für dieses Jahr rechnet Fischer mit einer hohen Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge könnte also weiter steigen – sofern die Betriebe ausreichend qualifizierte Bewerber und Bewerberinnen finden. Die IHK Schwaben ist daher in den kommenden Monaten auf zahlreichen Jobbörsen in den Regionen präsent. Mit individuellen Beratungs- und Infoangeboten unterstützt sie junge Menschen. „Mit den Zwischenzeugnissen, die die Schülerinnen und Schüler im Februar erhalten, beginnt bereits die heiße Phase der Bewerbung für den Ausbildungsstart im Herbst“, sagt Fischer.
Kontakt für Unternehmen und Jobsuchende
Interessierte Jugendliche sowie Unternehmen, die ausbilden möchten, können sich an die Hotline der Berufsorientierung der IHK Schwaben unter 0821 3162-100 wenden. Informationen zu den Angeboten der IHK Schwaben sowie einen Überblick über alle Jobbörsen in der Region gibt es unter ihk.de/schwaben/ausbildung.