Andreas Bauer ist Kolumnist von Wir sind Kaufbeuren. Lesen Sie hier seine achte Ausgabe „Kaufbeuren packt an und stellt wichtige Weichen“
Griaß Euch beinander!
Oftmals werde ich ja belächelt, aber die Idee einer Express-S-Bahn von Kaufbeuren nach München gefällt mir immer besser. Klar sind wir als Stadt Kaufbeuren fest im Allgäu verankert und haben viele Verflechtungen ins umliegende Ostallgäu und nach Süden Richtung Kempten und dem Oberallgäu. Kaufbeuren zeichnet sich als alte Reichsstadt und vor allem als Handelsstadt schon immer durch seine Lage als Tor ins Allgäu und seine Verbindungen in alle Himmelsrichtungen und zu anderen wirtschaftsstarken Zentren aus. So ist es auch heute, und so ist die Stadt ebenso wie der Landkreis Ostallgäu Mitglied der Europäischen Metropolregion München – eine Region, die sich in ihrer Wirtschaftskraft mit den stärksten der Welt messen kann. Und davon können wir als Stadt und Wirtschaftsstandort nur profitieren. Meines Erachtens ist das auch der Schlüssel, um aus der aktuellen Finanznot herauszukommen und uns zukunftsfest aufzustellen. Um aber vom Kraftzentrum München zu profitieren, brauchen wir einen besseren Anschluss auf der Straße und auf der Schiene.
Sicherlich erscheint jetzt beim Gedanken an unseren Bahnanschluss vor dem inneren Auge unser etwas schmuddeliger Bahnhof in Kaufbeuren, und man muss an die gewöhnungsbedürftigen Zugverbindungen, an überfüllte Züge, an Dieselloks und an das lästige Umsteigen in Buchloe bzw. die nervige Wartezeit, wenn der Anschlusszug mal wieder nicht erwischt wurde, denken. Und dass es noch ein seeeeeeehr weiter Weg ist, bis dass der Luxus einer sauberen, wohlklimatisierten Express-S-Bahn realistisch wird, die dann auch noch in einem 20-Minuten-Takt in kürzester Zeit mit wenigen Halten bis ins Zentrum Münchens fährt. Man muss der Realität ins Auge sehen, und es gibt nichts zu beschönigen: Es kann wirklich nur besser werden, und es gibt viel zu tun!
Wie der berühmte Soziologe Max Weber schon vor gut 100 Jahren feststellte, ist Politik das Bohren dicker Bretter. Und auch wenn vielen Menschen der Bohrer der Politik – um im Bild zu bleiben – sehr stumpf erscheint, so hat sich dieses Jahr schon sehr viel getan, und man erkennt so langsam die neue Form der Bretter. Welche Weichen wurden gestellt, was ist alles passiert?
Im Kurzdurchlauf:
- Oberbürgermeister Stefan Bosse versammelte als Sprecher der Städte im Frühjahr das gesamte Allgäu zu einem Bahngipfel in Augsburg und erreicht die Entscheidung des Wirtschaftsministeriums zur Elektrifizierung der Bahnstrecken im Allgäu. Ein längst überfälliger Schritt. Leider in Etappen und nicht so schnell, wie sinnvoll und gewünscht, aber gerade für Kaufbeuren kommt die Elektrifizierung der Bahnstrecke in einem ersten Schritt. Ab 2032 sollen die Oberleitungen bis zu uns stehen. Dann können strombetriebene Züge direkt bis nach Kaufbeuren geführt werden. Das ist natürlich eine absolute Voraussetzung für eine Express-S-Bahn.
- Bereits im Sommer letzten Jahres haben wir uns als Stadt auf meine Initiative mit 11 Projekten bei der Internationalen Bauausstellung (IBA) in der Metropolregion München im Jahr 2034 eingebracht. Ziel der IBA ist es, den internationalen Gästen eine funktionierende und zukunftsträchtige Mobilität zu zeigen. Das ist DIE Chance für uns in Kaufbeuren, uns ins Bewusstsein der Entscheider zu bringen und entsprechende Projekte und Fördergelder zu akquirieren. Selbstverständlich sind eine Mobilitätsdrehscheibe an unserem bisherigen Bahnhof und die Express-S-Bahn zwei der elf von uns eingereichten – zugegebenermaßen auch mit viel Zukunftsvision gesponnen – Projekte.
- Im Juli dieses Jahres hat sich der Kaufbeurer Stadtrat – ebenso wie der Kreistag im Ostallgäu – grundsätzlich für einen Beitritt zum Münchner Verkehrsverbund (MVV) ausgesprochen. Darüber bin ich wirklich sehr froh, denn die Mitgliedschaft ist DIE Voraussetzung dafür, mit EINEM Ticket zu einem fairen Preis von Kaufbeuren Richtung München zu fahren bzw. sich im südbayerischen Raum zu bewegen. Bus und Bahn und in München auch Tram- und U-Bahn sind damit in einem Ticket inkludiert, und wer will, auch ganz einfach via App zum Bestpreis – so stelle ich mir einen niederschwelligen und attraktiven ÖPNV vor!
- Krönung vieler Gespräche seit vielen Jahren im August: Berthold Huber, Infrastrukturvorstand der Deutschen Bahn, ist auf Vermittlung unseres Stadtrats und Landtagsabgeordneten Bernhard Pohl zu Gast im Kaufbeurer Rathaus und hat ein Paket voll Entscheidungen dabei. 2026 werden die Bahnsteige am Kaufbeurer Bahnhof barrierefrei umgebaut; im Anschluss 2027 bekommen wir ein neues Bahnhofsgebäude; 2029 sollen zwei weitere Bahnhalte im Haken und in Leinau, also für Neugablonz, entstehen, und der Bahnhof in Kaufbeuren wird dann zum Hauptbahnhof. Mein absolutes Highlight ist die Bereitschaft, gemeinsam ein neues Bahnhofsareal mit Parkhaus, Hotel, Gewerbe, Busbahnhof und Wohnraum am Kaufbeurer Bahnhof zu entwickeln. Wer weiß, dass die Bahn eigentlich einen kompletten Stopp der Veräußerung von Bahngrund verfügt hat, der kann die Dimension dieser Entscheidung und dieses klare Signal für den Standort Kaufbeuren einordnen. Bereits 2024 ist ein Kaufbeurer Investor auf uns zugekommen und hat seine Bereitschaft für diese zukunftsweisende Entwicklung erklärt. Nun haben wir auch die Bahn im Boot, und so bin ich zuversichtlich, dass wir die Entwicklung und eine zukunftsweisende Gestaltung unseres Bahnhofsareals angehen können.
Jetzt gibt es durchaus Stimmen, die sagen, das seien alles wieder nur hohle Ankündigungen. Angesichts der vielen Jahre, die inzwischen schon ergebnislos vergangen sind, habe ich für diese Auffassung sogar Verständnis. Aber ich teile sie definitiv nicht. Um wieder im Bild zu bleiben: Es stellen sich gerade die Weichen – und das richtig, aufeinander abgestimmt. Und bald schon werden wir mit einer Express-S-Bahn nach München sausen können. Davon bin ich fest überzeugt, denn Kaufbeuren meint es ernst und packt an!
Herzlichst, Euer Andreas Bauer
Zum Wirtschafts-, Liegenschafts- und Kulturreferat der Stadt Kaufbeuren
Das Referat Wirtschaft, Kultur, Personal, Digitalisierung umfasst acht Abteilungen. Dies gliedert sich auf in die Abteilungen Wirtschaftsförderung, Liegenschaften, Kultur, Personal, IT, OB-Büro, Stadtmarketing und ÖPNV sowie das Städtische Wasserwerk Kaufbeuren. Zum Bereich Liegenschaften der Stadt Kaufbeuren gehören insbesondere das Immobilienmanagement von Gewerbe- und Wohnbauflächen, städtische Mietwohnungen, Waldbesitz sowie die Bäderbetriebe. Zur Kulturabteilung gehören wiederum die Kulturförderung, das Stadtarchiv sowie das Stadtmuseum.