Entlastung für Angehörige und Selbstbestimmung im Ernstfall – Das Palliativ Netzwerk informiert
Das Palliativ Netzwerk Kaufbeuren-Ostallgäu informierte kürzlich über die Themen Patientenverfügung und Bestattungsvorsorge und warum es sich lohnt, diese wichtigen Fragen frühzeitig zu klären. Hausärztin Nicole Schaller und Friedhofspfleger Thorsten Friedrich boten Einblicke in Vorsorgemöglichkeiten und Bestattungsoptionen, die Betroffenen und ihren Angehörigen in schwierigen Situationen Orientierung geben.
Patientenverfügung: Für den Ernstfall vorsorgen und selbstbestimmt handeln
Nicole Schaller, Hausärztin und Mitglied im Netzwerk, machte in ihrem Vortrag deutlich, wie wichtig es ist, schon zu Lebzeiten über medizinische Behandlungswünsche nachzudenken. Ihre Erfahrungen zeigen, dass viele Menschen diese Überlegungen oft verdrängen, nicht zuletzt, weil sie keine medizinischen Vorkenntnisse besitzen. Gerade im Falle einer schweren Erkrankung, eines Unfalls oder am Lebensende hilft eine klare Patientenverfügung jedoch dabei, festzulegen, welche lebensverlängernden Maßnahmen noch erwünscht sind.
Eine Patientenverfügung entlastet auch Angehörige, da sie die Entscheidungen des Betroffenen im Voraus klärt. Schaller empfiehlt daher, sich Gedanken zu machen, unter welchen Umständen man auf lebensverlängernde Maßnahmen verzichten möchte und wann nicht. Seit 2018 gibt es die Möglichkeit einer sogenannten „geführten Patientenverfügung“, der Betreuungsverfügung mit Patientenverfügung (BVP), die in Pflegeheimen teilweise übernommen wird. Im privaten Bereich bleibt diese Vorsorge jedoch häufig selbst finanziert.
Vorsorgevollmacht: Entscheidungen in vertrauensvolle Hände legen
Neben der Patientenverfügung betonte Schaller die Bedeutung der Vorsorgevollmacht. Mit ihr kann sichergestellt werden, dass im Fall der Entscheidungsunfähigkeit eine vertraute Person im Sinne des Betroffenen handeln kann. Für Beratungsgespräche zur Vorsorgevollmacht stehen die Betreuungsstellen in Kaufbeuren und im Landratsamt Ostallgäu zur Verfügung.
Bestattungsmöglichkeiten: Traditionen und neue Wege in der Abschiedskultur
Thorsten Friedrich, Friedhofspfleger in Kaufbeuren und Trauerredner, stellte die verschiedenen Formen der Bestattung vor. Er erläuterte, dass mittlerweile Feuerbestattungen häufiger als traditionelle Erdbestattungen gewählt werden. Beide Bestattungsarten sind rechtlich gleichgestellt, bieten jedoch unterschiedliche Möglichkeiten: Feuerbestattungen erlauben etwa die Beisetzung der Asche in einer Urnenwand oder unter einem Urnenfamilienbaum, während die Erdbestattung das klassische Familiengrab ermöglicht. Auch eine Seebestattung ist möglich, wobei die Trauerfeier in Kaufbeuren stattfinden kann und die Urne anschließend ins Meer überführt wird.
Fragen zur Bestattungskultur: Abschied gestalten und Bestimmungen beachten
Im Anschluss beantwortete Friedrich Fragen der Teilnehmer zur Abschiedsgestaltung und Bestattung. So wies er darauf hin, dass ein Leichnam bis zu 48 Stunden nach dem Tod zu Hause verbleiben kann. Diese Möglichkeit ermöglicht Angehörigen einen persönlichen und würdevollen Abschied. Überdies erläuterte er den natürlichen Zersetzungsprozess bei Erdbestattungen, der vor allem durch körpereigene Bakterien und Enzyme geschieht. Die genauen Regelungen der Bestattungsarten werden jeweils in der Friedhofssatzung der Kommunen festgelegt.