Interview mit der Tagesmutter Ulrike Glogowski
Bei der Kindertagespflege denken die meisten Menschen oft nur an Kindertagesstätten oder -gärten. Dabei gibt es auch Tagesmütter, mittlerweile auch Tagesväter, die die Betreuung der Kinder über den Tag hinweg übernehmen. Ulrike Glogowski ist eine von ihnen und betreut in Kaufbeuren fünf Kinder. Im Interview erklärt sie uns, wie ihre tägliche Arbeit mit den Kindern aussieht.
Frau Glogowski, kommen wir gleich zu den Kindern, die Sie täglich betreuen. Da ist sicherlich jeden Tag einiges geboten?
Da ist wirklich jeden Tag Action, aber die Kinder machen auch ganz viel selbst und nehmen sich da gegenseitig mit. Ich gebe da oftmals keine feste Anleitung, sondern nehme auf, was die Kinder mir signalisieren. Erst wenn ich merke sie beginnen sich zu langweilen, dann gebe ich beispielsweise ein Spiel wie die „Raupe Nimmersatt“ vor und dann sind die Kinder meist auch direkt wieder Feuer und Flamme. Kinder lassen sich für alles begeistern.
Sie haben fünf Kinder gleichzeitig zur Betreuung, wie kann man sich da einen regulären Tag vorstellen?
Die Kinder kommen in der Früh meistens nacheinander und dann entwickelt sich bereits das erste Spielen. Heute Morgen wurde das letzte Kind dann bereits mit Baufahrzeugen und Baggern direkt an der Haustüre abgeholt. So geht es los. Wenn dann alle da sind, wird gemeinsam gefrühstückt, das ist auch eine ganz wichtige Zeit für uns, weil die Kinder dann meistens erzählen und es oftmals Dinge gibt, die sie gerne mitteilen möchten. Anschließend wird bei Bedarf gewickelt und meistens bis circa halb zehn gespielt. Danach gehen wir bei fast jedem Wetter raus, da gibt es auch extrem viel für die Kinder zu lernen, von der Natur bis hin zu einfachen Verkehrsregeln. An der Querstraße bei uns müssen sie immer stehen bleiben und da haben mich auch schon Nachbarn angesprochen, wie gut erzogen die Kinder sind, weil sie einfach wissen: Genau an dieser Stelle muss ich stehen bleiben. Wir gehen dann beispielsweise in den Park und das funktioniert super! Kinder haben den Dreh da ganz schnell raus. Gegen elf Uhr gibt es dann Mittagessen, manche Kinder werden danach abgeholt, andere halten noch ihren Mittagsschlaf bei mir. Die Betreuungszeiten sind aktuell von halb acht in der Früh bis halb zwei.
Sie arbeiten also ausschließlich zu Hause?
Ich bin quasi 100 Prozent im Homeoffice (lacht).
Welches Alter haben denn die Kinder bei Ihnen?
Aktuell sind zwei Kinder ein Jahr, zwei sind zwei und die älteste ist drei. Das ist ganz individuell. Meistens kommen sie mit etwa dreieinhalb oder vier Jahren in den Kindergarten.
Was macht denn am meisten Spaß mit den Kindern?
Draußen sein! Die Kinder bringen ganz viel Phantasie mit, die wir als Erwachsene oft vergessen. Im Jordanpark gibt es einen „Schlangenbaum“ oder herumliegende Äste werden zu Hexenbesen und Zauberstäben umfunktioniert. Man lernt da auch unglaublich viel von den Kindern, was Details angeht, die wir im Alltag oftmals gar nicht wahrnehmen würden. Aber für die Kinder ist das in dem Moment dann einfach wichtig. Wir sind während dieser Zeit eine große Familie und hier werden Freundschaften fürs Leben geknüpft, auch zwischen den Eltern der Kinder.
Wie wird man denn Tagesmutter?
Es gibt einen Kurs, der auch von der Stadt Kaufbeuren angeboten wird. Dieser umfasst 160 Stunden und beinhaltet pädagogische Themen rund ums Kind. Da geht es um Erziehung, Entwicklung aber auch rechtliche Aspekte werden eingeführt. Man lernt dort alles, was man für später braucht. Außerdem braucht man alle zwei Jahre einen Erste-Hilfe-Kurs, der wird aber auch über die Stadt Kaufbeuren organisiert. Dazu kommen jährliche Fortbildungen.
Wie sieht es dann mit dem privaten Urlaub aus, ist man da auch an die Ferien gebunden?
Eigentlich nicht, aber da ich selber noch Kinder im Schulalter habe, bietet sich das natürlich an. Man ist da schon ziemlich flexibel. Aber das gebe ich den Eltern natürlich schon vorher bekannt und die können sich dann dementsprechend im Voraus kümmern oder fahren dann selbst in dieser Zeit in den Urlaub.
Welche Arbeitszeiten sind normal, wie flexibel bin ich denn als Tagesmutter?
Ich bin selbstständig, von daher kann ich beispielsweise die Zeiten an denen ich Kinder betreue selbst definieren. Die Eltern wissen das aber vor der Betreuung und können auch abklären wie das mit ihrer eigenen Arbeit vereinbar ist. Außerdem arbeite ich in „Teilzeit“, weil ich nur an vier Tagen eine Betreuung anbiete. Auch da ist man sehr flexibel.
Wenn die Kinder weg sind, ist der Arbeitstag aber wahrscheinlich noch nicht vorbei, schließlich muss der nächste Tag ja auch noch vorbereitet werden?
Ja klar, der Arbeitstag ist am Nachmittag noch nicht vorbei. Schließlich muss man für das Essen einkaufen oder für den nächsten Mittag vorkochen. Wenn wir basteln wollen, muss ich da vorarbeiten oder aber auch einfach wieder aufräumen, was wir über den Tag gebraucht haben. Die Kinder räumen zwar selbstständig auf, aber möglicherweise würde das ein Erwachsener nicht als aufgeräumt ansehen (lacht).
Sie stehen im engen Austausch mit der Stadt Kaufbeuren, wie darf man sich das vorstellen?
Wir treffen uns mehrmals im Jahr. Die Stadt Kaufbeuren ist auch bei mir als Tagesmutter die zuständige Aufsichtsbehörde. Sowohl organisatorisch als auch fachlich kann man sich immer an die Stadt Kaufbeuren wenden.
Die Stadt Kaufbeuren ist an neuen Kindertagespflegepersonen interessiert und bietet eine Qualifizierung für diese Betreuungsform an. Wenn Sie Freude am Umgang mit Kindern haben, selbstständig und flexibel arbeiten möchten und über geeignete Räumlichkeiten verfügen, dann freuen wir uns über Ihre Anfrage. Informieren Sie sich gerne unverbindlich bei Gabriele Strodel oder Monika Gurmann:
Stadt Kaufbeuren, Abteilung Kindertagesbetreuung, Gabriele Strodel per Mail an gabriele.strodel@kaufbeuren.de oder telefonisch unter Mobil 0152/52148095 oder Telefon 08341/437-421 oder an Monika Gurmann per Mail an monika.gurmann@kaufbeuren.de