Kaufbeurens Projekt „Gute-Pflegelotsin“ startet erfolgreich – frühzeitige Beratung für Senioren
Kaufbeuren – Die Sonne scheint, der Himmel ist wolkenlos. Auf ihrer Terrasse hat Elisabeth bereits den Kaffeetisch gedeckt, als ihr Besuch kommt. Mit einem Lächeln begrüßt sie ihre Besucherin. Bereits zum zweiten Mal nimmt Elisabeth das Angebot der präventiven Hausbesuche der Gute-Pflegelotsin in Anspruch – diesmal jedoch unter ganz anderen Vorzeichen.
Während sie beim ersten Termin noch ihren pflegebedürftigen Lebensgefährten zu Hause betreute und sich aufgrund der emotionalen sowie körperlichen Belastung über Entlastungsmöglichkeiten informierte, lebt sie inzwischen wieder allein in ihrer Wohnung in Kaufbeuren. Die schwierige Pflegezeit liegt hinter ihr – heute ist die 81-Jährige mobil, wieder lebensfroh und voller Pläne. Früher war sie immer viel unterwegs, Urlaube in der Toskana, mit Freunden treffen, einfach unternehmenslustig. Daran möchte sie nun wieder anknüpfen – so geht sie beispielsweise wieder ihrer Leidenschaft dem Tanzen nach.
Seit November 2024 unterstützt Sophia Kraiß als „Gute-Pflegelotsin“ ältere Bürgerinnen und Bürger in Kaufbeuren mit präventiven Hausbesuchen und persönlichen Beratungsgesprächen. Die studierte Gesundheitswirtin bringt bereits mehrjährige Erfahrung in der Arbeit mit Senioren mit. Schon während ihres Praktikums 2020 im Seniorenbüro Kaufbeuren sammelte sie erste Beratungserfahrungen, die sie später als Werkstudentin bei den Senioreneinrichtungen der Hospitalstiftung vertiefte. Parallel hierzu absolvierte sie ein Masterstudium, in Digital Healthcare Management. Ziel des Projekts, das von der Stadt Kaufbeuren getragen und vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention gefördert wird, ist es, frühzeitig zu informieren und zu begleiten – bevor ein konkreter Unterstützungsbedarf entsteht.
Alle Bürger über 75 Jahre in Kaufbeuren wurden angeschrieben und rund 5000 Briefe versandt. Die Resonanz war sehr groß: „Das Telefon stand kaum still, viele Senioren haben auch angerufen und sich einfach bedankt. Man merkt, wie dankbar die Menschen für ein solches Angebot sind“, erinnert sich Kraiß. Viele Anliegen konnten bereits telefonisch geklärt werden. Auch das zentral in der Altstadt gelegene Büro wird für persönliche Beratungen gut angenommen. Ein zentraler Bestandteil des Projektes ist es aber, dass Sophia Kraiß zu den Senioren nach Hause kommt. Bei diesen Hausbesuchen informiert Kraiß zu Themen wie Pflege, Vorsorge, Unterstützungs- und Entlastungsangeboten, sozialer Teilhabe und regionalen Veranstaltungen für Ältere. Und sie kann hier gleich die persönliche Lebens- und Wohnsituation der älteren Menschen einschätzen.
Elisabeth spricht mit Sophia Kraiß nun über neue Themen: Von Wohnraumanpassung und alternative Wohnformen im Alter über Hausnotrufsysteme bis hin zu Betreuungsdiensten für den Fall künftiger Unterstützung. Auch Vorsorgeunterlagen, die Elisabeth bereits gut vorbereitet hat, sowie Freizeitangebote für Senioren, die auch im Seniorenmagazin Wertachbote aufgeführt sind, standen im Mittelpunkt. Denn Elisabeth ist wieder aktiv – sie tanzt wieder regelmäßig in Bad Wörishofen und möchte im Herbst einen Pilateskurs an der Volkshochschule beginnen, um Anschluss in einer Gruppe zu haben. Die Wohnung von Elisabeth ist barrierefrei und aktuell benötigt sie noch keine zusätzliche Unterstützung im Alltag. Dennoch ist sie froh, bereits gut informiert zu sein und mögliche Ansprechpartner zur Hand zu haben.
Weiter berichtet Kraiß: „Die Gespräche mit den Seniorinnen und Senioren zeigen, wie vielfältig die Anliegen sind: von Fragen zur Pflegevorsorge über Alltagshilfen bis hin zur Nutzung digitaler Hilfsmittel zur Entlastung im Pflegealltag. Das übergeordnete Ziel ist, frühzeitig zu informieren und zu begleiten, um den Verbleib in der vertrauten häuslichen Umgebung so lange wie möglich zu gewährleisten.“
Auch Felix Franke, Seniorenbeauftragter der Stadt Kaufbeuren, unterstreicht die Bedeutung des Projekts: „Die Gute-Pflegelotsin ist eine wertvolle Ergänzung im regionalen Versorgungsnetz. Die präventiven Hausbesuche stellen eine gute Ergänzung zu den bestehenden Beratungsangeboten in Kaufbeuren dar.“ Auch Kraiß ist ein vernetztes Arbeiten mit anderen Einrichtungen sehr wichtig: „Vernetzt zusammenzuarbeiten und möglichst viele Angebote zu bündeln, ist am Ende auch für Betroffene und deren Angehörige hilfreich.“ Auf die Frage, wie sie sich ihr Leben im Alter vorstellt, antwortete Elisabeth: „Ich möchte hierbleiben in meinen vier Wänden, da fühle ich mich wohl und die Nachbarschaft ist toll. Ansonsten könnte ich mir auch ein betreutes Wohnen vorstellen – und wenn es trotz Unterstützung gar nicht mehr anders geht, dann eben ins Altenheim.“
Senioren, die Interesse an einem Hausbesuch oder einem Informationsgespräch haben, können direkt Kontakt mit Sophia Kraiß aufnehmen:
Gute-Pflegelotsin
Baumgarten 32
87600 Kaufbeuren
Telefon: 08341 / 437 208
E-Mail: sophia.kraiss@kaufbeuren.de
senioren@kaufbeuren.de