Medienprofi zu Gast in der Gustav-Leutelt-Schule in Neugablonz
Es ist ein ernstes Thema, das viele Eltern beschäftigt. Wenn es um die Mediennutzung der Kinder geht, kommt so manches Elternhaus an seine Grenzen. Der digitale Einstieg via Smartphone und Tablet soll die Jüngsten begleiten, aber nicht verunsichern. Frank Hortig, Rektor der Gustav-Leutelt-Schule, hält nichts davon, ein komplettes Handyverbot an seiner Schule auszusprechen. Stattdessen appelliert er an alle: „Wir müssen uns diesem Thema annehmen.“
Schon längst konkurrieren die Schulen mit Social-Media. Dass die virtuelle Welt bei den Kindern eine viel zu große Rolle spielt, dürfte für uns alle ein deutlicher Weckruf sein. Was vor zehn bis 20 Jahren noch überhaupt kein Thema war, ist jetzt mehr als akut. Schulleiter Frank Hortig und sein Lehrerteam geht es vor allem um eines: „Wir müssen gemeinsam überlegen, wie wir die Kinder im sicheren Umgang mit dem Handy begleiten können.“ Der Rektor begrüßte nicht nur in der Schule interessierte Eltern, sondern auch online schalteten sich viele Erziehungsberechtigte dazu, um den Ausführungen von Jörg Kabierske, alias „Herr Klicksalat“, zuzuhören. Der Regensburger ist bundesweit seit 20 Jahren unterwegs und besuchte weit über 1.000 Schulen. Seine Mission: Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Eltern, die nötigen Tipps und Anregungen für den richtigen Umgang des Smartphones oder Tablets für Kinder zu geben. Schon bei seiner Begrüßung sagte er in Richtung Frank Hortig, dass die Leutelt-Schule eine besondere Schule sei. Er fühle sich sehr willkommen.
Der Medienprofi zeigte knallhart auf, dass viele Eltern überhaupt nicht wissen, auf welchen Seiten ihre Kinder täglich surfen. „Eltern überfordern ihre Kinder, weil sie ihnen die Technologie zur Verfügung stellen. 30 bis 40 Prozent der Jugendlichen stolpern auf Pornoseiten herum. Dabei kommen Kinder mit Dingen in Berührung, auf die sie nicht vorbereitet sind“, macht Kabierske deutlich. Das Internet werde doch von Erwachsenen gemacht. Selbst die Abscheulichkeiten kommen von Erwachsenen. Ganz einfach ist es Kindern möglich, mit Fremden, die eine Fake-Identität annehmen, in Kontakt zu treten. Personen mit perfiden Absichten erschleichen sich dann gekonnt das Vertrauen der Kinder. „Eltern sollten wissen, welche Apps die Kinder wie lange benutzen und welche Influencer sie toll finden.“ Doch die Realität sieht leider völlig anders aus: Eltern haben meist überhaupt keine Ahnung, was ihre Kinder stundenlang im Netz treiben. „Lassen Sie ihre Kinder nicht alleine im Internet“, betont der Medienprofi. Auffällig ist, dass selbst schon Zweitklässler einen Account bei Snapchat oder Instagram haben. Alarmierend ist die Tatsache, dass Eltern bereits im Kindergartenalter ihren Sprösslingen das iPhone oder Tablet in die Hand drücken, nur um endlich Ruhe zu haben.
Vor allem appelliert er an die Eltern, dass nur vereinbarte Regeln und geregelte Bildschirmzeiten zum Erfolg führen. „Sprechen Sie mit ihren Kindern, damit sie es verstehen. Handeln Sie auch, wenn Regeln gebrochen und nicht eingehalten werden“, betont Jörg Kabierske. Auf die Frage einer Mutter, dass ihre 16-jährige Tochter nicht freiwillig ihr Handy abgibt, obwohl es ausgemacht ist, hatte der Regensburger ebenfalls eine passende Antwort parat: „Erziehung ist eben kein Ponyhof. Bleiben Sie stark, auch wenn es Konfrontationen gibt.“ Man könne auch nicht verhindern, dass Kinder mit Gewalt und Abzocke im Internet in Verbindung gebracht werden. „Wenn wir den Kids aber den Rücken stärken, sie unterstützen und für sie da sind, können wir sie auch zu lebensfähigen Erwachsenen heranziehen“, sagte Schulleiter Frank Hortig in Richtung der Eltern.