Nestlé entwickelt sich kontinuierlich weiter. Stephan Stracke im Gespräch mit Werksleiter Jörg Wenisch in Biessenhofen
Klares Ja zum Standort im Ostallgäu
Nestlé entwickelt sich kontinuierlich weiter. Stephan Stracke im Gespräch mit Werksleiter Jörg Wenisch in Biessenhofen
Über die Entwicklung des Nestlé-Standortes in Biessenhofen sprach der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke (CSU) im Rahmen eines Unternehmensbesuches mit Werksleiter Jörg Wenisch. Weitere Schwerpunktthemen des Austausches waren Aus- und Weiterbildung, Energiekrise und Klimaschutz.
„Corona, Inflation, Krieg und Klimakrise setzen derzeit der Wirtschaft vor allem auch im Bereich der Nahrungsmittelproduktion zu. Zu den gestiegenen Rohstoffpreisen kommen deutlich höhere Produktionskosten“, so Stracke zum Auftakt. Wie sich diese Situation für das Nestlé-Werk Biessenhofen und die Produktion vor Ort darstelle, diese Fragen stellte er in den Mittelpunkt des Gesprächs.
„Rund 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produzieren hier jährlich etwa 63.000 Tonnen Produkte aus den Bereichen Säuglingsnahrung, Kulinarik und Trink- und Aufbaunahrung für Menschen mit besonderen Ernährungsbedürfnissen“, erklärte Jörg Wenisch, der das Werk seit zwei Jahren leitet. Nestlé verfügt am Standort im Ostallgäu über die modernste Sprühtrocknungstechnologie und Verpackungstechnik.
Wie Wenisch mit Blick auf das vergangene Jahr berichtete, gehe es dem Werk wirtschaftlich gut. Im Jahr 2022 wurden am Standort circa 18 Millionen Euro investiert. 13 Millionen davon allein in das neue Labor, das im August seinen Betrieb aufgenommen hat. Ebenfalls seit 2022 werden die Dosen für Säuglingsmilch- und Spezialnahrung in eigenen Produktionslinien direkt in Biessenhofen hergestellt. Dafür habe Nestlé einen hohen einstelligen Millionenbetrag eingesetzt. Mit Blick auf die Unabhängigkeit von Zulieferern und die Qualitätssicherung werde sich dies aber auf jeden Fall rechnen, erläuterte Wenisch. Er sei ganz besonders stolz auf seine engagierten Mitarbeiter am Standort, deren Einsatz es zu großen Teilen zu verdanken ist, dass dieser neue Produktionsbereich so rasch und gut realisiert werden konnte.
Als steigende Herausforderung stelle sich derzeit, wie der Werksleiter mitteilte, die Suche nach Auszubildenden, vor allem in den Bereichen der Automatisierung, IT und Elektronik dar. Rund zwölf junge Leute nehme Nestlé Biessenhofen in jedem Lehrjahr auf. Während die Ausbildung zu Milchtechnologen und -technologinnen nach wie vor bestens nachgefragt werde, mache bei den Ausbildungsplätzen rund um die Automatisierung die Konkurrenz beispielsweise aus der Automobilsparte bemerkbar. Dem wirke Nestlé im Ostallgäu gezielt mit Schulpartnerschaften und der Teilnahme an Ausbildungsmessen entgegen. Stärker fokussieren werde man sich künftig zudem auf den Bereich der dualen Studiengänge sowie auf Meisterlehrgänge. Stracke verwies in diesem Zusammenhang auf die bayerischen Bestrebungen, die Meisterausbildung in Industrie und Handwerk ab 2024 kostenfrei zu stellen. Die Ungerechtigkeit, dass ein Studium kostenfrei, aber eine Meisterfortbildung sehr kostspielig ist, müsse abgeschafft werden. Der Freistaat wäre damit das erste Bundesland, das diese Ungleichbehandlung korrigiert. Aktuell rechne der Freistaat dafür mit Kosten für den Staatshaushalt in Höhe von 100 Millionen Euro. „Es ist beschämend, dass die Bundesregierung hier keinen Handlungsbedarf sieht“, so Stracke.
Verstärkt habe Nestlé weltweit den Klimaschutz im Blick, berichtete Wenisch. So werde der Energiebedarf für den Standort Biessenhofen zu 100 Prozent mit Strom aus deutschen Windparks abgedeckt. „Unser Ziel ist es, unseren CO2-Ausstoß bis 2030 zu halbieren und bis 2050 komplett klimaneutral zu sein“, betonte Wenisch. Insgesamt dürfe man aber auch hier die Kosten nicht aus den Augen verlieren. Unternehmen wie Nestlé spürten die massiv gestiegenen Energiepreise. Damit die Situation sich nicht zur Wachstumsbremse der heimischen Wirtschaft entwickle, müsse die Bundesregierung verlässlich energieintensive Betriebe entlasten. „Wir brauchen einen wettbewerbsfähigen Industriestrom. Das hatte Bundeskanzler Scholz im Wahlkampf versprochen, aber von einer Umsetzung ist nichts zu sehen“, machte der Abgeordnete deutlich.
Insgesamt habe sich das Nestlé-Werk Biessenhofen in den letzten Jahren zu einem wahren Spezialistenstandort entwickelt. Damit sei man aber auch auf der Kostenseite am oberen Ende angekommen. Das Ostallgäuer Werk sei auf ähnlich hohem Kostenniveau wie die Niederlassung in der Schweiz, rechnete Wenisch vor. Vor diesem Hintergrund seien die jüngsten Investitionen im zweistelligen Millionenbereich ein klares und sehr greifbares Bekenntnis zum Standort Biessenhofen, bekräftigte Stracke.
„Nestlé zählt zu den großen und verlässlichen Arbeitgebern in der Region. Nestlé-Produkte „made im Allgäu“ sind rund um den Globus sehr gefragt. Dies beweist auch die Exportquote des Standortes Biessenhofen, die bei 70 Prozent liegt“, so Stracke zum Abschluss des Gesprächs. Er zeigte sich beeindruckt von den Maßnahmen, die allein im letzten Jahr zur Weiterentwicklung des Ostallgäuer Werks beigetragen haben. Für verlässliche Rahmenbedingungen für zukünftige Entwicklungen zu sorgen, sei Aufgabe der Politik auf Bundes- und Landesebene.