Verantwortung in schwierigen Zeiten: Ein persönlicher Einblick in seine Entscheidung
Nach 20 Jahren im Amt und angesichts der größten Herausforderungen seiner Laufbahn hat der Oberbürgermeister von Kaufbeuren, Stefan Bosse (CSU), eine Entscheidung getroffen: Er möchte bei der kommenden Wahl zum Oberbürgermeister im Jahre 2026 erneut kandidieren und dem Ortsverband das Angebot unterbreiten, sich als Kandidat aufstellen zu lassen. Die letzten Jahre, geprägt von Krisen und schwierigen Entscheidungen, haben ihn in seinem Entschluss bestärkt, betonte Bosse. Bei einem offiziellen Pressetermin im Karnbachs Restaurant teilte er in einem persönlichen Rückblick die Überlegungen, die ihn auf diesem Weg begleitet haben, mit: von den ersten Zweifeln über Gespräche mit Weggefährten bis hin zur finalen Überzeugung, dass er in dieser schwierigen Zeit weiterhin Verantwortung übernehmen möchte.
- zum Artikel hier auf Wir sind Kaufbeuren: Die Reaktionen wichtiger CSU-Größen auf das Angebot von Stefan Bosse, bei der kommenden OB-Wahl im Jahre 2026 wieder antreten zu wollen
Die ersten Zweifel
Es war der Abend der Kommunalwahl am 15. März 2020. Gegen 19:30 Uhr wurde Bosse klar, dass er die Oberbürgermeisterwahl gewonnen hatte – ein Moment, der ihn eigentlich mit Freude erfüllen sollte. Doch stattdessen tauchte plötzlich ein Gedanke auf: „Vielleicht war das mein letzter Wahlabend.“ Dieser Gedanke ließ ihn nicht mehr los.
Kurz darauf suchte ihn ein alter Weggefährte auf und fragte ihn direkt: „Trittst du noch einmal an?“ Die Antwort fiel zögerlich aus. „Ich war mir nicht sicher“, erzählt er. Der Gedanke, die politische Bühne zu verlassen, war präsent, doch die darauf folgenden Ereignisse – die Corona-Pandemie, ein Angriffskrieg in Europa und die wirtschaftliche Entwicklung – rückten die persönliche Frage zunächst in den Hintergrund.
Ein Gespräch mit einer Journalistin bringt Klarheit
Einen Wendepunkt markierte der Abschied von Renate Meier, einer Journalistin, die den Oberbürgermeister über viele Jahre begleitet hatte. Sie sprach ihn offen an: „Sie haben so viel erreicht, Sie könnten jetzt aufhören. Es gibt nichts mehr zu gewinnen.“ Doch diese Worte wirkten bei ihm anders, als sie wohl gemeint waren. „Ich habe mir gesagt: Wenn es schwierig ist, kann ich doch nicht einfach gehen.“ Dieser Gedanke nahm in den darauffolgenden Monaten immer mehr Raum ein. „Klar, man geht, wenn es gut läuft, auf dem Höhepunkt der Karriere. Aber wenn die Zeiten schwierig sind, fühlt es sich für mich nicht richtig an, die Stadt allein zu lassen.“ Dieser innere Konflikt führte schließlich zu der Überzeugung: „Ich kann jetzt nicht aufhören.“
Rückhalt aus der Partei und der Familie
Auch Gespräche innerhalb der Partei spielten eine wichtige Rolle. Im Austausch mit Ministerpräsident Markus Söder sowie mit der Kaufbeurer Parteivorsitzenden und anderen Kaufbeurer CSU-Funktionsträgern wurde deutlich: Man wünsche sich, dass er weitermacht. Bosse dazu: „Markus Söder sagte mit einer Klarheit, die mich beeindruckt hat: ‚Es wäre gut für die Stadt, wenn du weitermachst. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht.“
Er betonte jedoch, dass er nicht nur auf die Meinung der Parteikollegen gehört habe. Auch Gespräche mit der Familie waren ein entscheidender Faktor. „Wir haben das in der Familie besprochen, und auch da gab es Zustimmung. Aber am Ende ist nicht entscheidend, was ich will, sondern was für die Stadt am besten ist.“
Warum ich mich zur Kandidatur entschlossen habe
Die aktuelle Lage der Stadt ist aus Bosses Sicht die schwierigste, die er in seiner Amtszeit erlebt hat. „Wir haben knappe Kassen, müssen einen harten Sparkurs fahren und den Bürgerinnen und Bürgern viel zumuten. Es ist definitiv die herausforderndste Zeit, seit ich im Amt bin. Aber ich bin gesund, habe die nötige Energie für den aufreibenden Job und immer noch viel Leidenschaft für die täglichen Herausforderungen“
Für die schwierige Situation, in der sich Kaufbeuren befindet, sieht Stefan Bosse seine Erfahrung als Vorteil. „Ich kenne die Stadt in- und auswendig, weiß, wie sie tickt und wie wir sie sicher durch die Krise führen können.“ Seine Motivation sei laut Bosse klar: „Mein Ziel ist es, der Stadt nicht nur aus der aktuellen Situation herauszuhelfen, sondern ihr eine gute Ausgangsposition für die Zukunft zu verschaffen.“
Die Entscheidung zur erneuten Kandidatur sei nach reiflicher Überlegung gefallen. „Ich mache dieses Angebot mit voller Überzeugung und Demut. Es geht nicht darum, was ich möchte, sondern darum, was die Stadt braucht.“
Die Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger
Trotz der positiven Signale aus der Partei und aus der Bevölkerung betonte der Oberbürgermeister, dass letztlich die Bürgerinnen und Bürger entscheiden werden. „Am Ende gibt es eine geheime Wahl, und die Menschen werden auf dieser Basis entscheiden, wer die Stadt in den kommenden Jahren führen soll.“
Er selbst blickt dem Nominierungsprozess mit Respekt entgegen. „Ich mache dem CSU-Ortsverband das Angebot, mich als Kandidat zur Verfügung zu stellen. Aber es liegt nicht allein in meiner Hand. Entscheidend ist, dass die Stadt in guten Händen bleibt.“