Eine künstlerisch-historische Spurensuche
Das Stadtmuseum Kaufbeuren führt seine 2018 begonnene Spurensuche zum Nationalsozialismus fort und bereitet derzeit eine Ausstellung vor, die im November 2024 eröffnen wird. Im Projekt sollen neue Perspektiven auf die NS-Zeit in Kaufbeuren entwickelt werden: Einerseits eine klassische historische Ausstellung basierend auf Zeitzeugnissen und Quellen, die im Rahmen von zusätzlichen Einbauten in die Dauerausstellung eingebracht wird. Andererseits soll das Projekt eine künstlerische Sicht auf die NS-Zeit in Kaufbeuren eröffnen. Parallel zur Intervention zeigt das Stadtmuseum Kaufbeuren eine Sonderausstellung mit der gebürtigen Kaufbeurer Künstlerin Cornelia Renz, die sich bereits im Vorfeld künstlerisch mit der Aufarbeitung der NS-Zeit in ihrer Heimatstadt beschäftigt hat. Das Ausstellungsprojekt wird durch den Kulturfonds Bayern des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst gefördert.
Sammlungsaufruf Zwangsarbeit in Kaufbeuren
Schwerpunktmäßig soll das Projekt das Thema „Zwangsarbeit in Kaufbeuren“ beleuchten, das bislang noch nicht im Fokus stand. Die Recherche und die Erarbeitung des Ausstellungskonzepts liegen in den Händen der freiberuflichen Zeithistorikerin Dr. des. Maria Anna Willer, die zum Thema Nationalsozialismus auf dem Land an der LMU München promovierte. Die gebürtige Unterallgäuerin realisierte u.a. zahlreiche Ausstellungsprojekte, leitete zuletzt das Interreg-geförderte Projekt über Migration in Oberschwaben und Vorarlberg. Wie bereits im Vorgängerprojekt möchte das Stadtmuseum auch die Stadtgesellschaft einbeziehen und bittet um Unterstützung. Das Stadtmuseum sucht Fotos, Dokumente, Zeitzeugenberichte und Erinnerungsstücke zum Thema „Zwangsarbeit in Kaufbeuren“ und bittet um Kontaktaufnahme unter petra.weber@kaufbeuren.de bzw. 08341/966 83 911.
Künstlerische Spurensuche mit Cornelia Renz
Heimat ist ein häufiges Thema in den Arbeiten von Cornelia Renz. Fragen nach dem Verhältnis von Heimischen, Vertriebenen und Zugewanderten sind ihr wichtig. Was bedeutet Heimat und für wen? Cornelia Renz selbst ist in Kaufbeuren aufgewachsen, hat kurz nach der Wende in Leipzig studiert, lebte viele Jahre in Israel – zunächst in Jerusalem, dann in Tel Aviv. Seit einigen Jahren ist sie in Berlin ansässig. Angeregt von der Sonderausstellung „Kaufbeuren unterm Hakenkreuz“ 2019/2020 schuf sie künstlerische Arbeiten, die sich mit der NS-Vergangenheit ihrer Heimatstadt auseinandersetzen und 2020/2021 erstmals in einer Ausstellung in der MEWO Kunsthalle Memmingen zu sehen waren.
Ihre Arbeitsweise ist durch die Collage geprägt. In ihren Bildern, die sie mit Faserstiften auf Acrylplatten malt, kombiniert sie Zitate aus Kunstgeschichte und Populärkultur mit Ornamenten und eigenen Bilderfindungen. Seit ihrer Beschäftigung mit dem Heimats-Begriff, öffnet Renz sich interdiziplinären Arbeitsweisen und setzt Strategien künstlerischer Recherche ein. Mit Wandgestaltungen und skulpturalen Fundstücken entstehen zunehmend räumliche Inszenierungen, deren Ausgangspunkt wissenschaftliche Dokumente sind. Für das Kaufbeurer Ausstellungsprojekt beschäftigt sich Cornelia Renz intensiv mit der Kaufbeurer Geschichte der Zwangsarbeit.