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Bildung Jugend

Sophie-La-Roche Realschule und Freundeskreis laden zum literarischen „Grusel-Express“ im Stadtmuseum ein

Gruselige Poesie unter freiem Himmel: Schüler lesen Literaturklassiker im Stadtmuseum

Schülerinnen und Schüler aus den 9. Klassen der Sophie-La-Roche Realschule hatten sich unter der Leitung ihres Deutschlehrers Johannes Kannheiser zwei Monate lang mit dem Thema „Gruseln“ in der Literatur beschäftigt. Am Dienstag, 22.07.2025, luden der Freundeskreis Sophie La Roche und die Sophie-La-Roche Realschule zu einer weiteren Ausgabe des Literarischen Salons Pomona ins Stadtmuseum ein. Dort im Garten brachten die jungen Literatur-Fans im Beisein von Rektorin Cornelia Lipinski und dem stellvertretenden Schulleiter Martin Höfele Grusel-Klassiker zu Gehör.

Sie hatten für ihren Vortrag so bekannte Gedichte wie „Der Rabe“ von Edgar Allan Poe oder „Der Knabe im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff oder Goethes „Erlkönig“ ausgewählt, aber auch weniger geläufige Werke wie „In der Nacht“ von Georgi Kratochwil. Diese sorgten im warmen Sonnenschein für angenehme Gänsehaut. Weitere schaurige Texte waren in einer kleinen illustrierten Broschüre zusammengefasst. Zudem hatten die jungen Interpreten für einen „Bluttrunk“ (Traubensaft-Schorle), passende Tischdekoration und süße Snacks gesorgt.

Abschließend lockerte Helga Ilgenfritz, die Vorsitzende vom Freundeskreis Sophie La Roche, die blutrünstige Atmosphäre wieder etwas auf mit Loriots Vers-Karikatur vom für Nikolausgaben zerteilten Förster und wies darauf hin, dass die Spendeneinnahmen diesmal den Klassenkassen zugute kommen werden.

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Kultur Panorama

Eine Ära ist zu Ende gegangen. Trauer um Neugablonzer Kultur-Ikone Eva Maria Simon

Am 4. Juni 2025 verstarb. Eva Maria Simon. Sie wurde am 12. Juni unter großer Anteilnahme auf dem Neugablonzer Friedhof zu Grabe getragen

Nachruf

Kaufbeuren-Neugablonz – Am 4. Juni 2025 verstarb Eva Maria Simon. Sie wurde am 12. Juni unter großer Anteilnahme auf dem Neugablonzer Friedhof zu Grabe getragen. Mit ihrem Tod löst sich auch der Ortsbildungsausschuss Neugablonz endgültig auf, dessen Leitung Eva Maria Simon seit Jahrzehnten innehatte. Unvergessen bleiben die großen Festveranstaltungen im vollbesetzten Gablonzer Haus anlässlich des 50- und 60-jährigen Jubiläums des Ortsbildungsausschusses sowie des 70-jährigen Ortsjubiläums von Neugablonz. Mit ihrem Wirken hat Eva Maria Simon, wie OB Stefan Bosse in seiner Trauerrede anmerkte, über viele Jahrzehnte das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Kaufbeuren-Neugablonz und darüber hinaus geprägt und Spuren hinterlassen.

Eva Maria Simon wurde am 28. Mai 1935 in Gablonz als einzige Tochter von Hanne und Oswald Wondrak geboren. Als Fünfzehnjährige kam sie mit ihren Eltern nach der Vertreibung auf Umwegen 1950 schließlich nach Neugablonz. Oswald Wondrak war der letzte Bürgermeister im alten Gablonz und wurde auch in Kaufbeuren wieder zu einem der Bürgermeister gewählt. Das künstlerische Werk von Mutter Hanne Wondrak gipfelte unter anderem im Neugablonzer Vertriebenendenkmal und in vielen Gemälden, Zeichnungen und Plastiken von der jungen Eva Maria. Ihren Eltern hat sie mit dem Buch „Oswald und Hanne Wondrak – Zwei sudetendeutsche Schicksale im 20. Jahrhundert“ ein bleibendes Denkmal gesetzt.

Nach dem Schulabschluss an der Marienschule begann Eva Maria Simon eine Dolmetscherausbildung in Englisch und unterrichtete später dieses Fach von 1973 bis 1985 am Jakob-Brucker-Gymnasium. 1960 heiratete sie den Diplom-Ingenieur Günther Simon. Vier Jahre später kam Tochter Christine auf die Welt, die 1994 Rudolf Wilczek heiratete und mit ihm die Söhne Johannes und Matthias bekam. Der tragische Tod von Matthias Anfang 2023 hat die ganze Familie sehr belastet.

Neben ihrem Beruf als Lehrerin war Eva Maria Simon auch zeitlebens in musikalischen Vereinigungen engagiert: Über 60 Jahre lang war sie aktives Mitglied im Kirchenchor Herz Jesu, zudem gehörte sie der Mauerstettener Stubenmusik an. Außerdem gab sie jahrzehntelang einer Gruppe Russlanddeutscher allwöchentlich Deutschunterricht. Einen großen Teil ihrer Zeit widmete sie dem Ortsbildungsausschuss Neugablonz, in dessen Vorstandschaft sie bereits nach dem Tod des Vaters 1985 eingetreten war. Als 1992 auch die Mutter starb, übernahm Eva Maria zusammen mit ihrem Mann und Susanne Rößler dessen Leitung ganz. Bis zur Covid-Pandemie organisierte sie jedes Jahr sieben bis zehn kulturelle Veranstaltungen – politische oder geschichtliche Vorträge, illustrierte Reiseberichte, literarische Lesungen, Konzerte. Seit dem Tod ihres Mannes 2011 wurde sie dabei zunächst von Dr. Jürgen Reinhardt unterstützt, dem ab 2014 Ingrid Zasche nachfolgte. All diese Aktivitäten haben ihr nicht nur viel Freude, Befriedigung und eine Reihe guter Freunde beschert, sondern auch namhafte Auszeichnungen: das Ehrenzeichen des Ministerpräsidenten und die Kaufbeuren-aktiv-Medaille.

Wer mit ihr sprach, begegnete einer Frau, die zuhören konnte, die mitfühlte, die inspirierte. Sie war lebendig, klug, herzlich – und sie war stets bereit, neue Ideen aufzunehmen, ohne Geschichte und Tradition aus dem Blick zu verlieren. Ihr Leben war ein Geschenk für diese Stadt, deren Menschen, die sie berührt hat, die Erinnerung an sie im Herzen bewahren werden.

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Kultur Panorama

„Paurisch durchs Jahr“: Mundartkalender 2025 als originelle Geschenkidee

Mundart und Kunst in einem Kalender

Für alle Fans der Gablonzer Mundart bietet der neue „Paurische Mundartkalender 2025“ von O. Michael Siegmund eine besondere Geschenkidee zu Weihnachten. Der Kalender im DIN-A4-Format enthält für jeden Monat einen humorvollen oder nachdenklichen Vierzeiler in der typischen „Paurischen“ Mundart.

Siegmund ist bekannt als Mitglied des beliebten Neugablonzer Mundartkabaretts Mauke – die Band, das 2013 den Kaufbeurer Kulturpreis, 2019 den Bayerischen Dialektpreis und 2023 den Sudetendeutschen Volkstumspreis erhielt. Mit seinem kreativen Sprachwitz begeistert er einen großen Kreis von Mauke-Fans.

Kunstvolle Gestaltung

Die Kalenderblätter wurden von Anna Klemm, Tochter von Mauke-Frontmann Wolfgang Klemm, liebevoll illustriert. Ihre zarten Zeichnungen verleihen dem Kalender eine besondere Ästhetik und machen ihn zu einem kleinen Kunstwerk.

Wo erhältlich?

Der Kalender ist ab sofort für 12 Euro in der Buchhandlung Menzel und bei Optik Cordella erhältlich. Ein ideales Geschenk für Liebhaber des Dialekts und für alle, die ein Stück Heimat in poetischer Form verschenken möchten.

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Allgemein

Abschied von Willi Lang – Einer großen Persönlichkeit aus Neugablonz

Am 30. November 2024 ist Wilhelm „Willi“ Lang im Alter von 98 Jahren friedlich eingeschlafen – mit sich und der Welt im Reinen. Er hinterlässt neben seiner Frau Mia eine Tochter und zwei Söhne, 5 Enkelkinder und 5 Urenkel.

Sein Tod reißt nicht nur in der Familie eine schmerzliche Lücke, sondern auch in zahlreichen Vereinen und Einrichtungen, in denen er sich – oft federführend – ehrenamtlich engagiert hat.

Als der Krieg ausbrach, war der aus Radl gebürtige Neugablonzer noch keine 14 Jahre alt. 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Nach Krieg, Lazarett und Vertreibung traf er 1948 in Kaufbeuren wieder mit seinen Eltern zusammen. Anfänglich arbeitete er als Glasschleifer und Glasdrücker. 1951 zog er in den neu entstandenen Stadtteil Neugablonz und hat dort von Anfang an am Wiederaufbau der Gablonzer Glas- und Schmuckindustrie mitgearbeitet. Von 1954 bis zu seiner Pensionierung 1986 war Willi Lang Angestellter der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank.

In seiner Freizeit hat er sich im Turnverein Neugablonz sowohl aktiv als auch später in verschiedenen Funktionen ehrenamtlich eingebracht. Darüber hinaus hat er sich als langjähriger, ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Gablonzer Archiv und Museum e.V. auf Krippengeschichte spezialisiert und sich hier ein umfangreiches, überregional anerkanntes Wissen erworben. 1988 gründete er die Arbeitsgemeinschaft Sudetendeutscher Krippenfreunde. Er fungierte bis 1994 als deren Vorsitzender und organisierte eine Reihe großer, erfolgreicher Krippenausstellungen. Maßgeblich zeichnete der „Krippenflüsterer“, wie ihn der Stiftungsratsvorsitzende Dr. Martin Posselt bezeichnete, auch für die Krippensammlung des Isergebirgs-Museums verantwortlich. Eigentlich sei die Isergebirgs-Krippenabteilung, so Dr. Posselt, ein „heimliches Museum Lang“

Auch um den Aufbau der übrigen Sammlungen im Isergebirgs-Museum Neugablonz hat sich Willi Lang verdient gemacht. Hier wurden seine Kennerschaft und seine Fähigkeit, Objekte aufzuspüren und ihren Wert einzuschätzen, besonders deutlich. In die Kirchentradition der „Heiligen Gräber“ – Altäre mit hinterleuchteten Glassteinen aus Gablonz – hat sich der Brauchtumsforscher Lang ebenfalls eingearbeitet. Einer dieser von Willi Lang in Schwaben entdeckten Altäre ziert mittlerweile als Herzstück den religiösen Bereich des Isergebirgs-Museums. Zudem verdankt das Museum dem „Sammelgenie Lang“ – wie ihn Dr. Posselt nannte – einzigartige Ausstellungsstücke, wie den Siegerschlitten der ersten Europameisterschaft im Rodeln, die 1914 auf der Jeschken-Rodelbahn in Reichenberg stattfand.

Willi Lang war ein eher stiller und zurückhaltender Vertreter der Sudetendeutschen Kultur. Dennoch blieben seine mannigfachen Verdienste nicht unbemerkt. Beim Sudetendeutschen Tag 2015 in Augsburg überreichte Emilia Müller, die damalige Schirmherrschaftsministerin, zusammen mit Bernd Posselt, dem Sprecher der Sudetendeutschen, im prächtigen Goldenen Saal des Augsburger Rathauses Willi Lang den Sudetendeutschen Volkstumspreis.

Langs politisches Interesse galt von jeher den Freien Wählern. Diese zeichneten ihn im Juni 2022 für über 50-jährige Vereinstreue mit der Ehrenmitgliedschaft aus. Seine sämtlichen Ehrungen darüber hinaus aufzuzählen würde allerdings, so Sohn Thomas, jeglichen Rahmen sprengen.

Einen besonderen Stellenwert im Leben von Willi Lang hat immer die Saskaler Armee eingenommen. Deren Zweck ist die ausdrückliche Absicht, das Militär auf die Schippe zu nehmen und vor allem gemeinsam Spaß zu haben. In der respektlosen „Vrhounepiepelung“ (Verspottung) von Militarismus spiegelt die Armee eine prägnante Facette sudetendeutscher Mentalität wider. Die „1912 ½“ in der alten Heimat gegründete Saskaler Armee hatte Mitte 2012 ihr 100. Jubiläum begangen. Im September 2024 konnten die Saskaler nun auch die vor 70 Jahren durch Willi Lang nach dem II. Weltkrieg in Neugablonz erfolgte Wiederbelebung ihrer Armee feiern.

Willy Lang hatte seit 1954 die Geschicke der Armee als „Hauptmann“ 40 Jahre lang geleitet und kann stolz darauf sein, dass diese dank ihm verschworene Gemeinschaft kaum Nachwuchssorgen hat. Heute ist zum Teil bereits die dritte Generation in der Armee aktiv und die vierte wächst heran. Lang war bei seiner Verabschiedung in den Saskaler Ruhestand zum ersten „Hauptmannissimus“ ernannt worden und darf den Saskaler Orden vom Goldenen Vlies tragen. Die Teilnahme am 70. Jubiläum war eine der letzten großen Freuden des Hauptmannissimus.

„Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen seiner Mitmenschen“, hat Albert Schweitzer gesagt. Dieses Denkmal hat sich Willi Lang mehr als verdient. Nicht nur seine Familie, sondern auch Neugablonz wird sein Andenken stets liebevoll im Herzen bewahren.

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